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Geschichte Kervenheim

Den historischen Hintergrund unseres Dorfes bildet die 1270 erstmals urkundlich nachgewiesene Burg im Ortskern. Der Historische Verein Geldern zählt sie zu den ältesten Burganlagen am Niederrhein. Ihretwegen erlangte Kervenheim einst Stadtrechte, Anfang des 14. Jahrhunderts, die der Ort jedoch in der Zeit der französischen Besatzung zum Ende des 18. Jahrhunderts wieder verlor.

Überregionale Bedeutung hatte das erstmals 1733 urkundlich erwähnte, im Gulfhaus-Stil errichtete Potthaus. Es diente als Töpferei, in der hochwertige Keramiken hergestellt wurden. Seit den 1870er Jahren bis 1985 war ein erheblicher Teil der Bevölkerung in der Schuhfabrikation tätig (insb. "Niederrheinische Schuhfabrik Kervenheim"), die seit der Industrialisierung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein häufig am Niederrhein aufzufindender Erwerbszweig war. Auf 1386 lautet ein erster Nachweis des Vogelsangshofes, auf dem nunmehr seit 1946 eine beachtliche Trakehner-Zucht erfolgt.

Kervenheim, 1270 erstmals urkundlich erwähnt als "Keruenhem", gehörte zum Herzogtum Kleve und wurde durch einen klevischen Adelssitz (Haus beziehungsweise Burg Kervendonk) an der Südgrenze des Herzogtums dominiert.

Der Siedlungskern des Dorfes stand in enger Beziehung zur Burg. Bildnisse zeugen von einem Bauwerk stattlicher Größe, dessen vier Ecken jeweils durch runde Türme geschützt waren. Ein Stadtbrand 1757 sowie intensive Kampfhandlungen 1945 führten zu weitreichenden Zerstörungen. Heute ist nur noch der Nordflügel erhalten, welcher die evangelische Kirche beherbergt.

Eine eigene katholische Pfarrkirche erhielt Kervenheim erst im 16. Jahrhundert, obwohl die Pfarrei schon 1445 (während einer Blütezeit der Gemeinde) verselbstständigt wurde.

Kervenheim war zwar namensgebend für das preußische Amt Kervenheim (mit den Gemeinden Winnekendonk und Kervenheim/Kervendonk), Hauptverwaltungsort war aber Winnekendonk. Bemerkenswert ist, dass die Bauernschaft rund um das Dorf Kervenheim bis 1969 eine eigene Gemeinde Kervendonk bildete. Vermutlich respektierte die preußische Regierung, dass "ländliche" wie "dörfliche" Bürgerschaft eine je eigene Vertretung für erforderlich erachteten. Durch verstärkte Bautätigkeit nach dem 2. Weltkrieg wuchs Kervenheim allmählich auf das Kervendonker Gebiet. Im Zuge der kommunalen Neugliederung (Gebietsreform) 1969 wurde Kervenheim in die Stadt Kevelaer eingegliedert.

Im 18. Jahrhundert war in Kervenheim die regional bedeutende Töpferei "Potthaus" ansässig. 1846 begann die Warmblutzucht auf dem Vogelsangshof, die weithin die Trakehner- und die Rheinische Pferdezucht prägte. Im 19. Jahrhundert siedelten sich mehrere kleine Schuhfabriken an (1876: Fa. Joh. Heinr. Wehren ("Wehren-Baas"), heute: Uedemer Str. 6; 1885 Joh. Wehren (jun.) in der "Suppenanstalt" (abgerissen; Ecke Wallstr./Murmannstr.): Diese Fabrik übernahm seit 1891 Fa. Micheel, Neubau 1892-94 Uedemer Str. 7). Seither der größte Betrieb, wurde die Niederrheinische Schuhfabrik, nach mehreren Besitzerwechseln, im Jahr 1936 von den Schuhfabrikanten Otterbeck aus Mülheim an der Ruhr übernommen). Wilhelm Otterbeck entschloss sich 1946 für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Betriebes, der bis Mai 1985 produzierte; seit 1987: Polsterwerk Martens (gegr. 1939 in Kevelaer). Heute sind in Kervenheim überdies einige Handwerksbetriebe und kleinere Unternehmen angesiedelt, ohne dass noch ein dominanter Erwerbszweig besteht.

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